Sonntag, 20. Mai 2012

Verliebt, verlobt, verlassen...

Quelle: Pixelio - Fotograf: Günter Havlena


Verliebt, verlobt, verlassen...

Das gibt es öfter, als man annehmen möchte:

Du lernst jemand kennen, verliebst dich bis über beide Ohren, bist einige/längere Zeit mit ihm/ihr zusammen, und vielleicht verlobst du dich nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit bereits mit diesem, Dir im Grunde noch unbekannten Menschen, der neu in dein Leben getreten ist.
Du hast dabei schon das dumpfe Gefühl, dass Dir das alles ein wenig zu schnell geht... Doch irgendwie fühlst Du Dich auch geschmeichelt und bist schließlich glücklich darüber, dass Du so begehrt und geliebt wirst.

Aber dann schieht etwas, mit dem du nicht gerechnet hast.
Ein Abgrund tut sich auf!
Du entdeckst etwas an dem neuen Partner, das dich schockiert!

Sie/Er trinkt offensichtlich mehr, als ihr/ihm gut tut.

Tausend Fragen stellen sich plötzlich!

  • Wie viel trinkt sie/er eigentlich (z.B. Menge an einem Abend)
  • Trinkt sie/er regelmäßig? (wie oft pro Woche)
  • Bei welchen Gelegenheiten? Im Beruf? Nur Privat? Nur am Wochenende im engsten Freundeskreis? Oder überwiegend grundlos, aus Gewohnheit, einfach so...?
  • Wie wichtig ist ihr/ihm das Trinken? Ginge es auch völlig ohne Alkohol oder gehört "betrunken sein" schon zur Gewohnheit?
  • Wird sie/er regelrecht sauer oder gar schon aggressiv, wenn Du versuchst, das Trinken zu vereiteln, indem Du einfach mal andere Aktivitäten als
    „sich Betrinken“ vorschlägst?

Und die wichtigste Frage:

Wie kommst du mit dieser offensichtlichen Tatsache, dass Alkohol so eine mehr oder weniger große Rolle spielt im Leben deiner neuen Liebe selbst klar?

Möglicherweise sind dir die Folgen zu diesem Zeitpunkt
noch nicht in vollem Umfang klar.
Du bist verwirrt.
Du versuchst, eine Erklärung für dieses Verhalten zu finden.
Ist es bereits eine Sucht?
Viele trinken - das können doch nicht alles Alkoholiker sein?
Du neigst höchstwahrscheinlich dazu, das Ganze zunächst zu verharmlosen.
Du willst nicht hinsehen, es nicht wahrhaben.
Siehst deine "neue" Partnerschaft plötzlich in einem völlig neuen Licht.
Zweifel und Ängste was die Zukunft betrifft, beschleichen Dich - zu Recht!
Andererseits hast du Angst, wieder alleine bleiben zu müssen.
Dich zu trennen, erscheint dir unmöglich!
Du siehst eine Zeit lang zu und unternimmst nichts.
Damit gibst du Eurer Beziehung eine Art „Galgenfrist“.
Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.
Das Problem selbst bleibt, wird vielleicht noch schlimmer...
Die Weiche jetzt zu stellen, dazu fehlt Dir aber der Mut.

Was könntest Du statt dessen tun?
Wenn du die betreffende Person zur Rede stellst,
bekommst du höchstwahrscheinlich folgende Floskeln zu hören,
denn sie/er wird es nach Kräften verharmlosen:

„Ich trinke doch nicht so viel!“
„Ich trinke nur ab und zu!“
„Ich trinke nicht mehr als 3 Bier!“
(Alarm! Ein typischer Spruch bei Alkoholabhängigen!)
und schließlich:
„Ich bin doch kein Alkoholiker!“

Mache Dir eines klar:
Dass die/der Betreffende selbst die allerletzte Person ist,
die eine möglicherweise vorliegende Alkoholsucht objektiv beurteilen kann!

Was kannst du also sonst noch tun?

Informiere Dich bei Deinem Hausarzt oder einer anderen fachkundigen Stelle
(siehe auch in diesem Blog "Adressen Selbsthilfegruppen"
bei ihnen kann man sich anonym Rat holen)
Kläre zunächst mit Dir selbst ab, ob Du wirklich mit einem Alkoholiker
dein Leben teilen möchtest und alles auf dich nehmen willst, was damit einher geht.
Suche Gespräche mit vertrauten, älteren Personen, von denen du weißt,
dass sie genug Erfahrung haben, die Situation besser als du beurteilen zu können.

Und nun die Masterfrage: Wärst du ggf. bereit, falls eine echte Sucht vorliegt,
deinem Partner beim Entzug und der anschließenden monatelangen Reha aktiv zu helfen?

Ist Deine Liebe wirklich so stark?

Auch hier gilt: informiere dich vorher!
Noch ist nichts verloren.
Noch ist Hilfe für euch beide möglich!

Nur eins MUSS VORHANDEN SEIN:
Der Betreffende muss bereit sein, mit dir eine fachkundige Stelle aufzusuchen und sich ernsthaft beraten und anschließend in einer Therapie betreuen zu lassen.

Ist sie/er dazu nicht bereit, ist es an Dir, zu überlegen, ob unter diesen Umständen eine Beziehung oder gar spätere Eheschließung überhaupt einen Sinn hat.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Du hast es selbst in der Hand.
Noch kannst du entscheiden.
Niemand wird Dich dafür verurteilen, wenn du die Beziehung/Verlobung löst.

Es ist Dein Leben!
Es ist Deine Entscheidung!


Herzlichst!

M.T. Marquart