Freitag, 22. Januar 2016

Wie gerät man nur an einen Alkoholiker? Und warum bleibt man bei ihm?

Pixelio / Fotograf: M.E.



 
Warum kann es vorkommen,
dass Frauen sich einen Partner aussuchen, der zu viel trinkt?

Außenstehende können das oft nicht nachvollziehen.
Was sind die Voraussetzungen dafür?

Wer tut sich sowas schon freiwillig an, möchte man meinen.

Es ist nicht so einfach, wie man denkt.
Es ist viel komplexer, als es den Anschein hat.

Emotionen spielen dabei eine große Rolle.

Frauen, die sich mit trinkenden Männern einlassen,
empfinden zu Beginn einer solchen Partnerschaft das Ganze nicht so schlimm.

Ihre Toleranzgrenze - also das Maß für die Akzeptanz von Alkoholkonsum - 
ist meist herabgesetzt, also niedrig.

Entweder diese Frauen kommen selbst aus einem Elternhaus,
in dem getrunken worden ist, Bier und Schnaps ganz normal sind,
so, wie bei anderen Leuten Wasser und Kaffee.
Fatalerweise verursacht der Anblick und der Geruch von Bier, Schnaps und Wein,
der ja auch die Kindheit begleitet hat, eine Art von Geborgenheitsempfinden,
was den Frauen nicht bewusst wird.
Und da Alkohol nun mal zu einem "normalen" Zuhause dazu gehört,
wird es auch hier als ganz normal empfunden und hingenommen.
Dagegen zu widersprechen und es abzulehnen,
brächte nur die gerade begonnene Beziehung wieder in Gefahr.
Es gäbe nur "Stress".
Also nehmen sie es hin und sehen weg. 

Oder sie verfügen über ein starkes Minderwertigkeitsgefühl,
und sind tief in ihrem Innern davon überzeugt,
dass sie wohl "keinen Anderen" abkriegen könnten,
da sie ihre eigenen Chancen als sehr gering einschätzen.
Aus Angst, ohne Partner bleiben zu müssen,
halten sie auch an einer von Sucht belasteten Beziehung fest.

Sie fallen auch schneller auf Typen herein,
die irgendwelche Probleme haben.
 Sehr häufig handelt es sich um eine Suchtvariante.
Alkohol, Zigaretten, Drogen-, oder Spielsucht.

Haben sie sich erst mal auf so jemand eingelassen,
sich in ihn verliebt und all ihre Hoffnungen
auf eine stabile Beziehung mit eingebracht,
wird es schwierig, von dieser falschen Partnerwahl
wieder zurück zu treten.

Das hieße ja, aufzugeben.
Wieder alleine zu sein.
Ausgelacht zu werden.
Womöglich noch "übrig zu bleiben".
Nicht erwachsen werden zu können
und vielleicht wieder aufs Elternhaus angewiesen zu sein.
Der Wille, eine eigene Familie zu gründen,
ist gerade bei Frauen aus Familien mit Suchthintergrund
stärker ausgeprägt.

Sie wollen flüchten.
Und flüchten oftmals gerade in eine solche Beziehung,
die ihr eigenes, von Sucht belastetes Elternhaus, widerspiegelt.

Doch irgendwann,
wenn der Druck zu groß wird,
der Säufer zum Monster mutiert,
die Liebe längst gestorben ist,
 die Kinder sich vor ihrem Vater fürchten,
das Geld hinten und vorne nicht reicht,
weil alles für Alkohol drauf geht...

dann besinnt man sich auf das,
was man sich als junges Mädchen gewünscht hat, wenn
man daran dachte, zu heiraten und Kinder zu kriegen:

Liebe und Harmonie!

Und ohne diese beiden wichtigen Dinge im Leben
kann kein Mensch auf Dauer existieren.

Und die vielleicht schwerste Entscheidung
im Leben einer Frau steht ihr bevor:

Soll ich ihn verlassen?

Da hängt es davon ab, wie groß der Leidensdruck schon ist,
und ob Hilfe von außen kommt.

Ich hatte Glück.
Ich fand viele Menschen, die mir beim Absprung halfen.

Nur: man muss um Hilfe bitten!
Sonst weiß es niemand!

Bittet um Einmischung!
Bittet um Unterstützung!
Bittet um Hilfe!

Und irgendwann könnt ihr euch
nach einem neuen Partner umsehen,
der nicht trinken muss,
um sich als Mann vollwertig zu fühlen.

Ich wünsche viel Glück!

Eure M.T. Marquart