Montag, 16. März 2009

Ist Gott auf meiner Seite?

Die Frage, ob man religiös ist oder nicht, stellt sich Dir selten zu Zeiten, in denen es Dir gut geht.
Der innere Ruf nach einer höheren Macht, einer hilfreichen, spirituellen Hand, die Dich leiten soll, wird erst dann laut, wenn Du ganz unten zu stehen glaubst.

Ich bin in einem katholischen Elternhaus groß geworden, jedoch ohne Druck, in die Kirche gehen zu müssen.
Als Kind folgte ich meiner, aufgrund der vielen Sterbefälle damals, ständig in trauerschwarz gekleideten Mutter auf sämtliche Friedhöfe. Der stille Ort hatte etwas Magisches für mich.

Ich "musste" nie zur Kirche. Es sollte immer freiwillig geschehen. Meine Mutter, eigentlich eine strenge Erzieherin, war sehr tolerant in dieser Hinsicht. Als ein eher rebellisches Kind habe ich mich von der ersten Klasse an gegen jede Vorschrift in Sachen "Glauben" zur Wehr gesetzt. Vor Gott treten zu müssen, blieb bis heute für mich ein Paradox. Es wäre so, als "müsse" man lieben!
Ich war spontan allen Riten und Glaubenssätzen gegenüber kritisch eingestellt und hinterfragte vieles, was in der Bibel stand und in der Schule gelehrt wurde.

Trotzdem trug ich "meinen lieben Gott" tief in mir. Und das ist bis heute so geblieben.

Ich weiß, dass ich mit ihm irgendwie verbunden bin, dass Gott mich liebt und mich niemals im Stich lassen würde.

Doch das war nicht immer so...

In meinen schlimmen Ehejahren mit Pit fühlte ich mich sehr oft verlassen von Gott - und der Welt!

Ich selbst war es jedoch, die sich abgeschottet hat, um nichts mehr herein zu lassen in dieses elende Dasein, dass geprägt war von Ängsten und Panik, von Harmoniesehnsucht und Traurigkeit.

Einziger Sonnenstrahl waren die Kinder. Nur in meinem Spiel mit ihnen konnte ich selbst wieder Kind sein, fühlte ich mich Gott plötzlich wieder näher. Wenn ich mit ihnen betete, war auch ich wieder "rein und klein" und konnte in meinem Innern ebenfalls unbefangen wie ein Kind vor Gott treten, ohne viel Drumherum, ohne langes Erklären. So, wie eine Begegnung mit Gott eigentlich sein sollte.

Als kleines Kind wuchs ich einige Jahre bei Klosterschwestern auf, ging später wieder zu Klosterschwestern in die Schule. Mit meiner damaligen, verehrten Lehrerin, Schwester Gunhilde, hatte ich 16 Jahre lang Briefkontakt und es verging kein Monat, in dem wir uns nicht geschrieben hätten. Diese Brieffreundschaft mit einer Klosterschwester hat in mir den Glauben irgendwie lebendig erhalten, wenn auch auf eine völlig andere Weise, als sich mancher Pfarrer dies vorstellt.

In der schwersten Zeit, als mir meine Älterste davonlief, um zu ihrem fragwürdigen Freund zu ziehen und Bernd wieder mal angefangen hatte, heimlich zu trinken, und ich ich ihn soeben zum x-ten Mal hinauswerfen musste, um meinen Grundsätzen wenigstens annähernd treu zu bleiben, lebte ich mit meiner jüngeren Tochter vorübergehend ganz allein.

Sie und ich. Wir beide. Sonst nichts.
Trauriges Beisammensein. Hilfloser Kampf bei ihr in der Schule - bei mir in ständig wechselnden Arbeitsstellen unter ätzenden Chefs oder im freien Fall der Arbeitslosigkeit.

Ich funktionierte nur noch. Tag um Tag spulte ich mein Chaos-Leben ab, stellte alles in Frage, was mir bis dahin an Positivem gelungen war. Ich glaubte an nichts mehr! Zu allerletzt glaubte ich an mich selbst und an das, was ich tat und plante. Ich, die immer gerne an die Zukunft dachte, hatte aufgehört, zu planen.

Nur nichts vor der Kleinen anmerken lassen, dachte ich krampfhaft.

Ich wurde krank. An einem Abend saß ich zusammen mit meiner Tochter vor dem Fernseher. Plötzlich bekam ich schwere Herzrhythmusstörungen.
Mein Herz gab eine Art Stakkato "dum-, -dum, ....drum-dr-dr-dum" von sich und konnte plötzlich nicht mehr richtig schlagen. Ich horchte in mich hinein und plötzlich wurde mir die Ernsthaftigkeit dieser Situation wie ein tiefer Nadelstich bewußt. Ich war wie erstarrt. "Was ist, wenn ich jetzt sterbe?" durchzuckte es mich, "...wenn mein Herz einfach stehen bleibt? Was wird dann aus meinem Kind? Sie ist dann ganz alleine, hat keinen Vater und dann auch keine Mutter mehr!"

Da vernahm ich eine Stimme in mir, ganz deutlich und klar. Sie befahl mir:

"Du musst mit dem Rauchen aufhören! Für immer! Jetzt gleich!"

Ich gehorchte. Die Zigarette, die ich mir soeben angezündet hatte, zerdrückte ich entschlossen im Aschenbecher. Es war die letzte! Ich schaffte es, nicht mehr zu rauchen.

"Komm, wir gehen ein bisschen spazieren, was meinst du?", fragte ich mein Töchterlein. Es wurde ein schöner Abendspaziergang und ich war der Stimme dankbar, die mir diese klare Anweisung gegeben hatte
Langsam beruhigte sich daraufhin mein Herz und der Druck in meiner Brust ließ nach.

Bis heute habe ich keine Zigarette mehr angerührt und ich bin dankbar, dass es mir gelungen ist, gesund und ohne diese Sucht leben zu dürfen.

Und der schönste Nebeneffekt: Ich hatte plötzlich viel mehr Geld übrig und konnte uns beiden so manchen Wunsch erfüllen!


Eure Marie-Therése

Quelle Foto: www.pixelio.de Fotograf: Peter Hebgen





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