Freitag, 10. März 2017

Leben an der Seite eines Trinkers...

Das Leben mit einem aktiven Alkoholiker fühlt sich oft an, als handele es sich um eine fremdartige Inszenierung...

Es fragt sich nur, welche Rolle du darin spielen (willst)?

Bildquelle: Thomas B.  / pixelio.de

Nicht zwangsläufig sind wir in diese Rolle geschlüpft, wir haben sie entweder freiwillig und unbewußt eingenommen, oder wir haben das "Drehbuch" nur flüchtig gelesen und im Glauben daran, dass "es nicht so schwer sein kann", haben wir den Part im Drama "Leben eines Angehörigen eines Trinkers" übereilt und leichtgläubig übernommen.

Wie im richtigen Leben hast Du gewisse Grundvoraussetzungen, um das fragwürdige Leben an der Seite eines Alkoholikers führen zu können:

Dein Selbstbewußtsein ist eher gering?
("Ich muss froh sein, wenn mich jemand will!")

Deine Akzeptanz gegenüber "schwierigen" Männern, die mit Frauen gerne spielen und sie manipulieren unter dem "Deckmäntelchen" nicht echter Gefühle, ist eher hoch, d.h. Du glaubst "ihm" nur zu bereitwillig alles, nur, um ihn nicht zu verlieren?
(Er schlägt mich, aber er meint es nicht so... im Grunde ist er ein guter Kerl!)

Du bist bereit, für die Beziehung und für "ihn" alle Opfer zu bringen?
(Ich verzichte gerne, Hauptsache die Harmonie bleibt erhalten! Ich hasse Streit!)


Du magst Dich selbst ohnehin nicht. Hast viel an Dir selbst auszusetzen, kannst gar nicht verstehen, wie man Dich mögen kann.
Also vergisst Du Dich eben und konzentrierst Dich nur noch auf "ihn"?
(Ich bin sowieso nicht anspruchsvoll, nicht so wie andere Frauen, die sich ständig irgendwas kaufen müssen! Ich brauche das nicht!)

Statt dessen sparst Du exklusiv an Deinen Bedürfnissen, erlaubst Dir selbst nicht, Dir auch mal was Nettes zu kaufen, Dir selbst Gutes zu tun, um Dich für Deinen täglichen, unermüdlichen Einsatz an der "Alkohol-Front" zu belohnen!
Wofür? Um die hohen Ausgaben für Alkoholkonsum Deines Trinkers etwas aufzufangen. Du denkst: Wieder ein Pluspunkt auf Deinem "Freiwilligen-Opfer-Konto"! Damit rettest du Euch ein paar Tage länger vor dem finanziellen AUS auf Eurem Bankkonto. Nur: Wie lange noch?

Du kannst gut in einem emotionalen Eisschrank leben?
(Ich weiß, dass er mich und seine Kinder liebt! Er kanns nur nicht so zeigen!)
Wie lange willst Du Dich noch nach Liebe und Zärtlichkeit sehnen?

Sein körperlicher Zustand ist Dir wichtiger als Dein eigener?
(OK, er hat zuviel getrunken. Dafür ist er jetzt ruhig und schläft!)
Im Grunde willst Du nur keinen Stress mit ihm. Denn Stress kennst Du nur zur Genüge aus Deiner eigenen Kindheit! Streit mach Dich fertig! Lieber verhälts Du Dich still, um das "Monster" nicht unnötig zu reizen...

Du machst sein beschissenes Leben zu Deinem?
(Ich muss auf ihn aufpassen, damit er keinen Blödsinn macht!)
Wie lange willst Du ihn noch in Schutz nehmen?
Er hasst Dich dafür, denn er will das im Grunde gar nicht!
Schon vergessen? Er ist KEIN ALKOHOLIKER !!! 

Du verstehst es sehr gut, HILFE von außen abzuschmettern?
(Das geht niemand was an, wie ich lebe! Es ist meine Entscheidung!)
Vergiss nicht: Andere sehen klarer, was bei Dir abgeht! Oder lebst Du auf dem Mond? Nein! Na also! Glaube nicht, dass Dein Umfeld nicht weiß, was bei Dir zuhause abgeht...

Er macht es zu DEINEM Lebensinhalt, herauszufinden, was ER gerade möchte? (Ich bin doch seine Partnerin/Frau! Ich muss doch für ihn sorgen! Niemand versteht ihn so gut wie ich!) Ja, und keine ist grade so dumm wie DU!

Er versteht es sehr gut, Dich zu erpressen?
(Ich bin glücklich, wenn ich bei ihm sein kann!
 - Ich hasse es, alleine zu sein!)
Merkst Du es nicht?
Du bist IMMER ALLEINE, denn er braucht Dich nur, um es IHM bequem zu machen und ihm seine Alkoholquelle offen zu halten.
Gefühle für DICH? Damit hat er so seine Schwierigkeiten... 

Er braucht Dich, um sich am Arbeitsplatz für sein wiederholtes Fehlen zu entschuldigen? Und er erwartet es, dass Du ihn nachts nach seinen Saufrunden mit Kumpanen mit dem Auto abholen kommst, damit er schön saufen kann?
(Du tust ihm gerne den Gefallen, denn es ist wichtig für Dich, wirklich gebraucht zu werden! - Und:
Er kann/darf ja jetzt nicht fahren und er muss es auch nicht... er hat ja DICH!!

Wenn Dir einige Szenen in dem aufgezeigten Drama gut bekannt sind, bist Du

die beste Besetzung für die Rolle der Angehörigen Deines Alkoholikers!

nur bedenke:

Die schönsten Jahre Deines Lebens, dass eigentlich DIR gehört, und dass Du LEBEN SOLLSTEST, verrinnen....

Du wirst von IHM weder MEHR LIEBE noch irgendwelchen DANK erhalten!

Er hasst Dich im Grunde für das, was Du für ihn tust, weil er trinkt!
Und: Weil Du ihn erkannt hast! Du kennst sein fatales Geheimnis, dass er vor der Welt versteckt...
Japaner sagen dazu: "Er hat sein Gesicht verloren"...
Du weißt um seine Schwäche - die fatale Sucht!
Also - kein Pluspunkt für DICH!


Er will davon NICHTS WISSEN! Denn...

du bist eine Art "GEFÄNGNISWÄRTER IN SEINEM SUCHTGEFÄNGNIS" !!
 
Und Deine Kinder?
Sie werden sich später, wenn sie erwachsen sind, nicht bei Dir bedanken,
dass Du so aufopfernd bei Deinem Trinker/Ihrem Säufer-Vater geblieben bist und ihnen somit eine furchtbare Kindheit beschert hast!

Sie werden sich im Gegenteil verraten und verkauft fühlen, weil Du für sie nicht viel Zeit hattest, im Grunde ja immer nur mit IHM beschäftigt warst,
all die Jahre! Jahre, die sie Dich aber dringend gebraucht hätten!
Ein Elternhaus, das sie verstört, verwirrt und ängstlich gemacht hat...

Haben auch sie nicht was besseres verdient? Genau wie DU? 


Deine Familie schüttelt nur den Kopf, wenn sie Dein Elend sieht!

Seine Familie wird ihn jedoch beschützen - zur Not auch vor Dir!
Dein Einsatz und Deine Opferbereitschaft wird von seiner Famile nicht registriert. Denn auch sie will nicht wahrhaben, dass er ein Trinker ist!
Denn das wäre eine Schande für sie! Also ignoriert sie es. 


Und Du selbst?

Du hast doch Dein EIGENES LEBEN.... lebe es!

Kein anderer kann es für Dich tun!

Du hast in Wahrheit nur 2 Optionen:

Mach ihm massiven Druck, aufzuhören - oder verlasse ihn...


Du brauchst ihn nicht, wenn er weitertrinkt.
Es geht auch gut ohne ihn, wenn er säuft.
Das Leben hält so viel für Dich bereit!
 
Dass Du endlich Deine eigene Rolle in Deinem Leben spielen mögest, 
das wünsche ich Dir!

Suche Dir Hilfe und Beratung bei einer der Suchtberatungsstellen!
Besuche eine Selbsthilfegruppe! Die Stadtgesundheitsämter erteilen Auskünfte!

(Siehe unter "Selbsthilfegruppen" in diesem Blog!)


Deine

Marie-Therese Marquart