Montag, 23. November 2009

Männer!



Ich gebe es zu, ohne hier etwa vulgär wirken zu wollen:
Als Frau habe ich Männer eigentlich
immer besser verstanden und gemocht.

Selbst auf die Gefahr hin, hier von Frauen
gedanklich gesteinigt zu werden -
von der rein menschlichen Seite her
habe ich das Verhalten von Männern
stets besser nachvollziehen können,
als das meiner Geschlechtsgenossinnen,
die sich im Beruf vorzugsweise gegenseitig gehackt
und sich in die Pfanne genauen haben
und sich in der Familie sehr gerne
als falsche Nattern entpuppen.

Mit Frauen habe ich als Frau viele,
viele schlechte Erfahrungen gemacht.

Wie oft habe ich erlebt,
dass sie gerne das "hilflose Weibchen" zur Schau stellen,
und sich hartnäckig auf die Hilfe
ihrer männlichen Arbeitskollegen verlassen -
und auch prompt welche kriegen!
(Bin ich etwa eifersüchtig??)

Die können doch teilweise nicht mal
ein Päckchen Druckerpapier
selbst zum Kopierer "schleppen",
ohne sich ihr zartes Hüftchen zu verrenken!

Herrgottnochmal!

Doch jetzt, da ich zusehens älter werde,
sehe ich die Angelegenheit nicht mehr nur
von dieser speziellen "Kumpanei-Position".

Männer mögen doch lieber hübsche,
junge, weibliche Kumpels,
wenn's denn schon nur Kumpels sein dürfen!

Und - was hilft mir diese dumme Solidarität
mit den Männern?

Ich frage mich verbittert:
Was ist los? Werden denn ältere Männer jenseits der Fünfzig
allesamt plötzlich zum "Grummelgriesgram"?

Mag es vielleicht nur an meiner Ehe liegen,
die zunehmend inhaltslos und fade geworden ist?

In der nur wirklich was passiert, wenn gestritten wird?
In der wir beide inzwischen längst eigene Wege gehen?
In der ich keinerlei Verständnis erwarten kann
für meine Belange und Interessen,
als Gegenleistung zu meiner Hilfsbereitschaft
und meinem unerschöpflichen Ideenreichtum,
wenn es um die Lösung seiner scheinbar
"weltbewegenden" Probleme geht,
für die er sogar einmal bereit ist,
sich auf ein langes Gespräch mit mir einzulassen?

Keine Spur!
Alles selbstverständlich!

Liebe und Zärtlichkeit? Wo denn?

Die einzige Zärtlichkeit, die ich regelmäßig erhalte,
ist doch die, wenn ich mich
nach dem Baden großflächig eincreme,
nur um mich nicht komplett in Schuppen aufzulösen!

Na danke!
Aber wenigstens kann ich mich darauf verlassen!

Und mein Chef?
Der ist doch genauso!

Kriegt er nicht seine täglichen Höhenflüge der Macht gebacken,
dann lässt er es an mir aus!

Kürzlich hat er sich über seine Sekretärin aus einer früheren Firma
lobtriefend ausgelassen:

"Die konnte sogar meine Kürzel lesen und wenn der Chef kam,
dann hat sie meinen Schreibtisch eigenständig aufgeräumt!

Das war mal eine Sekretärin! Die war SUPER!"

Oooch! Mensch, wie bin ich doch blöd!

Habe ich ihn doch tatsächlich gefragt:

"Ähämm, und.... mit mir.... bist du hoffentlich auch...
ein wenig, äh, zufrieden....?"

Und was sagt er?

„Das ist eine Sache des Standpunkts!"

Boah!

Das hat gesessen!

Verrat!!

Frauen....??? Wo seid ihr alle?
Ihr sensiblen Geschöpfe!
Ihr einfühlsamen Wesen?

Ab sofort bin ich wieder treu-solidarisch mit Euch!

Männer sind doch echte Scheusale!
Machthungrig!
Seelentrampler!
Ignoranten!
Gefühlswüsten!
Triebgesteuert!

Ich fühle mich so... unverstanden!

Will lieber alleine leben,
am liebsten im Job dauerkrank machen,
direkt auf eine einsame Insel ziehen,
weit ab von der Zivilisation und

- jedem Mann!

Und doch...

Ohne Männer wär’s doch... fad, oder?

Und manche sind doch recht schnuckelig...
Irgendwie kann ich nur mit Männern so richtig blödeln!

Ich glaube...

ich würd's vermissen!

Eure
Marie-Therese

Freitag, 20. November 2009

Schwiegermütter

Schwiegermütter sind auch Mütter!

Sie sind die Mütter Eurer Männer!
Klar! Denkt Ihr vielleicht!


Man muss sich dabei folgendes klar machen:

Sie haben ihn nicht nur geboren,

ihm als erste Frau in seinem Leben
Liebe und Brust gegeben,
ihn als erste genährt und gestreichelt!

Sie haben ihm auch als erste die Welt gezeigt,
ihm alles hinterher geräumt,
ihm alles nachgesehen,
ihn gepflegt, wenn er krank war,
ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen,
ihm sein Lieblingsgericht gekocht,
- was immer es auch gewesen sein mag!
Ihm das Aufräumen und Saubermachen erspart,
ihm Recht gegeben und ihm stets beigepflichtet,
ihm eine absolute Sonderrolle in ihrem Leben eingeräumt...

Und dann kamst du...

Was willst du - um Himmels willen besser machen als sie??
Die Premiere ist bereits gelaufen!

Vergiss es!

Dagegen kannst du nicht an!

Von Müttern verwöhnte Männer sind
wie schlecht gestrickte Pullover!

Man kann noch so daran ziehen und zupfen...
die „schlechte Passform“ bleibt!


Marie-Therese

Donnerstag, 19. November 2009

Wenn die Liebe geht...

...dann kannst du es zunächst selbst nicht fassen.

Dort, wo einst ein starkes Gefühl saß,
an einer ganz bestimmten Stelle,
die sich warmglühend anfühlte,
bei einigen ist es der Bauch,
bei anderen das Herz,
da herrscht nur noch eine Resonanzlosigkeit...

Es kommt nichts zurück.
So oft wir auch hineinhören in uns,
es kommt nichts zurück.

Die inneren Bilder tauchen nicht mehr auf
wenn wir an ihn/sie denken,
Bilder von glücklichen, intimen Stunden,
von denen wir geglaubt haben,
dass sie uns keiner je nehmen könnte.

Sie haben sich verflüchtigt,
die Herzenshüpfer, die Glückshormone.
In einem langen, unmerklichen Prozess,
sind unsere Gefühle ergraut,
haben ihre Lebendigkeit und ihre Farbe verloren,
als Fragmente einstiger Empfindungen,
schwimmen sie tot an der Oberfläche,
und trüben den Blick auf die Wahrheit,
die Klarheit.

Klarheit darüber, dass da nichts mehr ist.
Die Liebe ist gegangen.

Wir bringen wir uns das selbst bei?
Und... wie bringst du das deinem Partner bei?
Ihm, der von alledem nichts zu merken scheint.
Der sich kein bisschen verändert hat,
der stets bei der "Tagesordnung" geblieben ist,
und der aus allen Wolken fallen wird,
wenn du es ihm sagst.
Wenn... ja, wenn...

Wie lange willst du es noch bei dir behalten,
die Sache mit den fehlenden Gefühlen?
Willst Du weiterhin schauspielern?

Was ist im Bett?

Auch dort ein gut gespieltes "Ah" und "Oh",
wo in Wahrheit ein "Hör auf!" hingehörte?

Irgendwann wird sie Doch ankotzen,
diese Heuchelei, dieses ständige Verheimlichen,
dieses "tun als ob".

Ja, dann wirst Du Farbe bekennen,
wirst Deine sieben Sachen packen,
und frohen Herzens hinausmarschieren zur Tür
und ein halbherziges "Machs gut!" zurücklassen
genau an der Stelle, an der Du einmal gelebt hast.

Irgendwann...

Wenn du den Mut hast, zu sagen,
was du nicht mehr fühlst...


Marie-Therese

Samstag, 14. November 2009

Du bist nicht allein!

Quelle Foto: www.pixelio.de Fotograf: Peter Hebgen

Wir sind geschockt!

Am Beispiel Robert Enkes haben wir wieder einmal erlebt,
wie hilflos wir sind, wenn ein Mensch,
der bisher in unserer Mitte gelebt hat,
seinem Leben selbst ein Ende setzt.

Psychische Krankheiten sind für uns
noch immer schwer fassbar,
trotz aller medizinischer Forschung
und Erkenntnisse können wir
suizidgefährdete Menschen
nicht immer als solche erkennen.

Für Hinterbliebene die reinste Hölle,
einen geliebten Menschen auf diese Art
verlieren zu müssen!
Tausend Fragen tun sich auf...

Keiner versteht es, keiner kann es nachvollziehen.
Auch wenn die psychische Labilität bekannt war -
mit dem Schlimmsten rechnet doch niemand!

Ich kann mir gut vorstellen,
dass sich die schockierten Hinterbliebenen
sich neben einer unsäglichen Trauer
gleichermaßen mit Gefühlen,
verraten worden zu sein vom dem,
der sich "so einfach" aus dem Leben "geschlichen"
und sie mit ihrem Schmerz
und ihren Problemen alleine gelassen hat.
Zur ohnehin tragischen Situation
kommen komplizierte Formalitäten,
mit denen die Angehörigen durch den Selbstmord
bedingt konfrontiert werden.

Viele werden sich mit Schuldgefühlen konfrontiert sehen,
sich fragen, ob sie selbst einen Anteil an dem haben,
was passiert ist, vor allem dann,
wenn kein Abschiedsbrief hinterlassen wurde,
der sie davon frei spricht.
Trotzdem werden sie nie ganz verstehen,
warum der geliebte Mensch
diesen unbegreiflichen Weg gegangen ist.
Wie soll man damit umgehen?

Auch bei alkoholkranken Menschen
gibt es häufig Selbstmordversuche und Selbstmorde.

Wir Angehörigen können nur erahnen,
wie tief das betroffene Familienmitglied
bereits "gesunken" sein mag,
wenn ihn die Verzweiflung zu diesem Schritt treibt.

Das Wissen um die Sucht befreit uns trotzdem nicht
vor der quälenden Frage, warum es geschah.

Mit dem Trinken aufzuhören,
erscheint uns doch viel leichter,
als sich das Leben zu nehmen!

Offenbar ist es doch nicht so einfach, wie wir glauben.

Die Psyche des Menschen ist sehr schwer zu begreifen.
Auch Psychologen stoßen hier an ihre Grenzen,
wenn Menschen in tiefe Depression verfallen.
Dennoch:
Wegzusehen oder es einfach zu ignorieren,
dass mit dem anderen ganz offensichtlich
"etwas nicht stimmt",
ist zwar bequemer -
aber können wir uns das leisten?
Wer weiß, irgendwann könnte es uns selbst
so ergehen und wir wissen keinen Ausweg mehr...
In einer Welt, in der keiner mehr dem anderen zuhört,
in der bereits Tränen in der Öffentlichekeit
als extrem peinlich empfunden werden,
in der gefälligst jeder seine Schwierigkeiten
besser für sich behalten sollte,
ist es kein Wunder,
dass sich viele vollkommen verlassen fühlen
mit ihren Problemen und Krankheiten
und sich in eine Art von Vertuschungstaktik flüchten,
nur um sich nicht zu blamieren
und die Achtung der anderen zu verlieren.

Wir, das Umfeld, müssen uns wieder dafür öffnen,
dass Probleme erzählt werden dürfen,
dass von Krankheiten und Schwierigkeiten
wieder berichtet werden darf,
ohne gleich als Schlappschwanz oder Heulsuse
abgesptempelt zu werden
und dass wir endlich wieder anfangen,
ehrlich zuzuhören und aktiv zu helfen,
wenn unser Nachbar, Kollege, Azubi
oder gar ein Familienangehöriger oder der Partner
mehr oder weniger offensichtlich Hilfe benötigt.
Als erster Schritt ist es wichtig,
den anderen zum Erzählen der Probleme zu ermuntern,
Beistand und Hilfe in Aussicht zu stellen
notfalls mit Unterstützung von Fachstellen.

Natürlich gehört dazu einige Überwindung und Mut,
sich den Problemen seines Nächsten zu stellen
und sich darauf einzulassen
in einer Zeit, in der jeder denkt:
"Was geht mich das an?"
"Da misch ich mich nicht ein!"
Es geht uns alle an!
Menschliche Grundregeln im Miteinander
die eigentlich selbstverständlich sein sollten...

Wenn jeder von uns nur ein klein wenig hellhöriger,
aufmerksamer und verständnisvoller werden könnte,
wäre dies schon ein großer Schritt in Richtung Nächstenliebe!

Man muss nicht unbedingt einer Kirche angehören,
um dies zu verstehen und - zu praktizieren!
Weg vom "ICH" hin zum "WIR"
WIR alle haben es nötig!
Eure

Marie-Therese

Dienstag, 3. November 2009

Die Rückkehr


Quelle Foto: www.pixelio.de Fotograf: Korkey

Und was jetzt?
Wieder hat die Liebe kapituliert!

Die Rückkehr zum geliebten Trinker –
ein echter Rück-Schritt!

Für Deine und seine Entwicklung - weg vom Alkohol.

Warum?
Wenn Du ihn doch so liebst und ihm von Herzen
allzu gerne seine Versprechen glauben willst...

Wenn Du ihm kein echtes Ultimatum stellst,
säuft er weiter.

Er, der Dir erzählen will,
er könne aus eigener Kraft
und jederzeit mit dem Alkohol aufhören, einfach so.
Er kennt deinen wunden Punkt nur zu genau - deine GEFÜHLE!

Wie sich dann verhalten?
Seinen Beteuerungen glauben,
um ihm die nötige Zuversicht zu geben?

Ihm heimlich das Misstrauen aussprechen?
Wozu dann Deine Rückkehr?
Da hättest Du gleich bleiben können,
wo Du warst – besser getrennt von ihm!

Doch Du hast es nicht ertragen,
ohne dieses ewig „große Ziel“,
ihn irgendwann doch trocken zu kriegen,
weiter zu leben.

Deine eigenen Ziele
hast Du schon vergessen, aufgegeben...

Wie oft bist Du schon zu ihm zurück gegangen?
Wie oft hat er Dir all die Märchen schon erzählt,
von wegen Aufhören und
mit Dir ein neues Leben anfangen...

Und Du hast es ihm geglaubt,
weil du ihn noch immer liebtest,
um einige Zeit später zu erkennen,
dass er sein Versprechen gar nicht halten konnte,
weil er krank ist, suchtkrank.


Diesmal schafft er es, sagt er.
Es ist ihm ja so ernst damit!

Was glaubst Du wirklich?
Tief drinnen nagen heimlich bittere Zweifel,
und Du siehst ihm in die geliebten Augen,
die Dich flehentlich anschauen,
und sich mit ihrem Blick an Dich heften,
so, als wäre er ein Ertrinkender
der sich an Dich klammert,
Du, seine RETTERIN?
Ohne die er untergeht?

Blödsinn!

So schnell geht es nicht.
Säufer sind zäh.
Sie trinken oft Jahrzehnte
völlig allein auf sich gestellt
und brauchen dazu
- niemand!


Du willst ihm helfen?
Das Schwierigste überhaupt!
Und wofür?
Für EURE ZUKUNFT?
Wie wird sie aussehen, diese Zukunft?

Laien können schwer nachvollziehen,
was Trinker wirklich wollen und brauchen.
Was sie eigentlich dazu bringt,
ständig zu saufen.

Gerade diese liebenden Frauen
können aus Säufern
keine Abstinenzler zaubern.
Das funktioniert nicht.

Das Gefühl, die Liebe,
stehen dabei im Wege!

Sie stören und verfälschen den objektiven Blick
für den kranken Alkoholiker und dem, was er tut.
Die "rosarote" Brille übersieht die wesentlichsten Dinge.

Gefühle gegen Verstand - Herz gegen Vernunft.

Das Gefühl wird weinend siegen,
und der Säufer lacht dazu!

Und er akzeptiert Dich nicht als seine Therapeutin -
pah, wie sollte das auch gehen?

Sich so bloß zu stellen vor Dir! Niemals!
Nur ein Psychologe für Suchtkrankheiten
kann ihm helfen.

Er "knackt" den Säufer, bringt ihn dazu,
in sich selbst hineinzuschauen,
in die verhassten Ecken seiner Psyche zu stöbern,
bis es verdammt weh tut,
bis er erkennt, warum er trinken muss.

Nur so geht es.

Das schaffst Du nicht, mit Deiner lächerlichen Liebe!
Deiner kindischen Anhänglichkeit!
Das haben schon Legionen liebender Frauen
vor Dir versucht und sind gescheitert!

Denn wir Frauen sind zu weich,
zu verständnisvoll,
zu nachgiebig,
zu wankelmütig,
schnell weich zu kochen,
herumzukriegen.

Ein Lächeln, ein Blinzeln,
den Kopf schief legen,
wie ein treuer Schäferhund,
sich einschmeicheln,
Dich zum Lachen bringen,
Dich wärmen, wenn du frierst...
Dich zärtlich zu küssen,
wenn auch mit gehaltvoller Fahne,
die wir bereits gewöhnt sind,
die uns nichts mehr ausmacht,
die irgendwie „zu ihm“ gehört.

Tricks eines Alkoholabhängigen!
Deine Schwächen sind eine Gelegenheit,
eine "angelehnte Tür" für ihn.

Deine scheinbare Strenge,
die er nur allzu schnell ins Gegenteil verkehrt,
Unsicherheiten, die er für sich einzusetzen weiß,
um wieder genau das zu bekommen,
was er (noch) braucht,
nachdem ihn so gelüstet,
viel mehr als nach Dir und Deiner Gefühlsduselei.

Deine stümperhaften Versuche,
ihn trocken zu kriegen.
Bedrohlich sind sie letzten Endes für ihn.
Nichts anderes.

Fast so, wie für einen Fisch, der einen Landgang machen soll.
Das kannst du nicht verlangen!
Du nicht!

Dir bleibt nur eins:
Dir die Master-Frage zu stellen:

Kann ich ohne ihn leben,
wenn er NICHT aufhört zu trinken?

und...

...kann ich MIT ihm weiterleben,
wenn er so WEITERTRINKT?

Stelle sie Dir bald, diese beiden Fragen.
Sie sind die wichtigsten Fragen in Deinem Leben,
bevor es ungenützt an Dir vorbeiläuft,
und wie Wasser durch Deine Finger rinnt...


Deine Marie-Therese

Montag, 2. November 2009

Stade Zeit?

Quelle Foto: www.pixelio.de Fotograf: Angelina Ströbel


Wo ist sie nur?

Die Vorweihnachtszeit, bei uns in Bayern liebevoll
"stade (stille) Zeit" genannt,
wird zur wahren Chaos-Zeit!
Dass uns diese jährliche, krankhafte Hatz nach Geschenken
schon lange zu weit geht,
darüber sind sich die meisten einig.
Angesichts von steigender Armut und Hartz IV.
hat sie einen bitteren Beigeschmack bekommen,
diese Kaufwut vor Weihnachten.

Denn hinter dem Gedanken, etwas schenken zu müssen,
steckt
eigentlich der heimliche Wunsch
endlich selbst mit einem "ulimativen" Geschenk
bedacht zu werden.
Etwas, das sich schlecht benennen läßt,
etwas, auf das man schon so lange gehofft hat...

Was es genau ist, wissen wir oft selbst nicht.
Tatsache ist, dass uns nach der Bescherung
eine eigenartige Leere beschleicht,
selbst dann,
wenn der Gabentisch reichlich ausgefallen ist...

Das Herz blieb beim Schenken nicht selten draussen.
Warum fühlen wir uns plötzlich wieder als Kind,
dessen Wunschzettel niemand gelesen hat?

Kann es sein, dass wir nur deshalb so enttäuscht reagieren,
weil unser innigster Wunsch auch diesmal
nicht erfüllt wurde?
Was wünschen wir uns wirklich?
Ernst genommen, beachtet, gemocht,
geschätzt, gebraucht zu werden -
das kann mit keinem noch so tollen Geschenk
aus dem
angesagtesten Laden der Stadt
aufgewogen werden!

Denn die gekauften Geschenke stammen
aus der "äußerlichen", materiellen Welt,
die nur deshalb nach Besitztümern strebt,
weil ihr die inneren Werte - die Liebe - fehlt...

Wir, die das verstanden haben,
könnten doch jetzt
den Anfang machen,
könnten schon mal bewußt abrücken
von diesem Wahn, diesem irrwitzigen Streben
nach wertlosem Besitz,
der uns wieder nur leer und einsam zurückläßt.

Die "echte" staade Zeit sollte eigentlich
ganz andere "Geschenke" ankündigen.

Geschenke, die nichts kosten und dennoch so wertvoll sind:
Einmal bewußt zuhören, was der andere erzählt, oder

im Einvernehmen still beieinander sitzen
und einmal nicht dazu fernsehen.

Jemand "wildfremdes" auf der Strasse, im Bus, anlächeln.

Einander in der Familie herzlich in den Arm nehmen,
ganz ohne besonderen Grund.

Fragen, ob man was helfen kann,
wenn andere schwer tragen.

Solch scheinbaren Kleinigkeiten
werden zu echten Kostbarkeiten
im menschlichen Miteinander.
Und - warum warten?
Diese "Liebes-Gaben" kann man sich schon jetzt schenken,
in der "staden Zeit" und ihr damit etwas Wertvolles geben.

Wollen wir es in diesem Jahr einmal probieren
und unser Herz bereit machen,
um sie zu verschenken,
die echten Kostbarkeiten?

Eure Marie-Therese