Montag, 2. November 2009

Stade Zeit?

Quelle Foto: www.pixelio.de Fotograf: Angelina Ströbel


Wo ist sie nur?

Die Vorweihnachtszeit, bei uns in Bayern liebevoll
"stade (stille) Zeit" genannt,
wird zur wahren Chaos-Zeit!
Dass uns diese jährliche, krankhafte Hatz nach Geschenken
schon lange zu weit geht,
darüber sind sich die meisten einig.
Angesichts von steigender Armut und Hartz IV.
hat sie einen bitteren Beigeschmack bekommen,
diese Kaufwut vor Weihnachten.

Denn hinter dem Gedanken, etwas schenken zu müssen,
steckt
eigentlich der heimliche Wunsch
endlich selbst mit einem "ulimativen" Geschenk
bedacht zu werden.
Etwas, das sich schlecht benennen läßt,
etwas, auf das man schon so lange gehofft hat...

Was es genau ist, wissen wir oft selbst nicht.
Tatsache ist, dass uns nach der Bescherung
eine eigenartige Leere beschleicht,
selbst dann,
wenn der Gabentisch reichlich ausgefallen ist...

Das Herz blieb beim Schenken nicht selten draussen.
Warum fühlen wir uns plötzlich wieder als Kind,
dessen Wunschzettel niemand gelesen hat?

Kann es sein, dass wir nur deshalb so enttäuscht reagieren,
weil unser innigster Wunsch auch diesmal
nicht erfüllt wurde?
Was wünschen wir uns wirklich?
Ernst genommen, beachtet, gemocht,
geschätzt, gebraucht zu werden -
das kann mit keinem noch so tollen Geschenk
aus dem
angesagtesten Laden der Stadt
aufgewogen werden!

Denn die gekauften Geschenke stammen
aus der "äußerlichen", materiellen Welt,
die nur deshalb nach Besitztümern strebt,
weil ihr die inneren Werte - die Liebe - fehlt...

Wir, die das verstanden haben,
könnten doch jetzt
den Anfang machen,
könnten schon mal bewußt abrücken
von diesem Wahn, diesem irrwitzigen Streben
nach wertlosem Besitz,
der uns wieder nur leer und einsam zurückläßt.

Die "echte" staade Zeit sollte eigentlich
ganz andere "Geschenke" ankündigen.

Geschenke, die nichts kosten und dennoch so wertvoll sind:
Einmal bewußt zuhören, was der andere erzählt, oder

im Einvernehmen still beieinander sitzen
und einmal nicht dazu fernsehen.

Jemand "wildfremdes" auf der Strasse, im Bus, anlächeln.

Einander in der Familie herzlich in den Arm nehmen,
ganz ohne besonderen Grund.

Fragen, ob man was helfen kann,
wenn andere schwer tragen.

Solch scheinbaren Kleinigkeiten
werden zu echten Kostbarkeiten
im menschlichen Miteinander.
Und - warum warten?
Diese "Liebes-Gaben" kann man sich schon jetzt schenken,
in der "staden Zeit" und ihr damit etwas Wertvolles geben.

Wollen wir es in diesem Jahr einmal probieren
und unser Herz bereit machen,
um sie zu verschenken,
die echten Kostbarkeiten?

Eure Marie-Therese

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