Mit freundlicher Genehmigung: Martin Quast / pixelio.de |
Allen Nichttrinkern erscheint es so einfach!
Warum hört der Betroffene in unserer Familie,
unserem Freundeskreis,
nicht einfach auf mit dem Trinken?
So schwer kann das doch nicht sein, oder?
Und wenn es sich um den Partner handelt, denkst du dir:
Aus Liebe zu mir könnte er doch aufhören!
Also liebt er mich nicht genug!
Wenn einer jemals aufgehört hat, zu Saufen,
dann nicht aus Liebe!
Jemand, der nicht abhängig ist von einem Stoff - hier der Alkohol,
kann sich nicht vorstellen, wie es ist,
wenn man ständig Nachschub braucht.
Je länger der Betroffene trinkt, umso schwieriger wird es für ihn,
für einen gewissen Zeitraum nichts zu trinken.
Das Verlangen nach dem Suchtstoff ist zunächst nur im Kopf präsent.
Der Wunsch, zu trinken, drängt sich aber immer mehr in den Vordergrund.
Trinken zu wollen, wird immer wichtiger, etwa so:
Alkohol, Alkohol, Alkohol, Alkohol...!!!
Dafür rücken die Dinge, die früher einmal wichtig und präsent waren
für den Betroffenen, immer mehr in den Hintergrund,
werden bedeutungslos, sind unwichtig geworden für ihn.
Gefühle verblassen, sie sind nicht mehr so intensiv.
Wenn sie wieder zum Vorschein kommen,
dann verstärkt im betrunkenen Zustand.
Da wird dann schon mal geheult oder so...
Zwischen den Alkoholkonsum-Phasen macht der Betroffene
einen eher unterkühlten, distanzierten Eindruck.
Er wirkt "gefühlskalt".
In Wahrheit können Gefühle im nüchternen Zustand
während einer aktiven Phase der Sucht nicht "gelebt" werden.
Der Betroffene fühlt tatsächlich nichts.
Er ist leer. Ihm ist alles "wurscht".
Das Verlangen nach Alkohol wird immer wichtiger.
Dafür tut er alles.
Dafür ist er auch schon mal verzweifelt und wütend.
Weil er den Suchtstoff braucht.
Mit der Zeit wird "Aufhören" immer utopischer für den Betroffenen.
Er kann sich ein Leben ohne Fusel nicht mehr vorstellen.
Der Alkoholkonsum und die Zeiten,
in denen er trinkt, werden immer länger,
nehmen zeitlich immer mehr Raum im Leben ein.
Die Pflichten werden dabei mehr und mehr vernachlässigt.
Oder: Arbeit kann nur noch
im angetrunkenen Zustand gut ausgeführt werden.
Nüchtern ist man gehörig am Zittern, am Jammern,
am Schlafen, auf Rückzug.
Für den Partner echt schlimm.
Der wird kalt gestellt.
Einen "lebhaften" Partner erleben sie nur noch,
wenn der betrunken ist.
Dann ist es schon fast wieder zu arg.
Da zieht er Szenen ab. Er führt sich auf.
Man weiß nicht, was man sich wünschen soll.
Nüchtern eiskalt, besoffen hysterisch
und überdreht bis aggressiv...
Aufhören? Undenkbar!
Es ist fast so, als würde man
von einer hochschwangeren Frau verlangen,
sie solle den Mount Everest besteigen.
Wir, "von außen", können überhaupt nicht nachempfinden,
wie es ist, auf Entzug zu sein.
Unruhe, Nervosität, Schlaflosigkeit, Übelkeit,
Zittern, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen,
Schmerzen im ganzen Körper.
Es fühlt sich an wie eine Grippe...
Es ist die Hölle.
Er KANN deshalb nicht so einfach aufhören.
Es geht nicht.
Macht Euch darüber keine Illusionen.
Es ist nicht möglich.
Ein "Alki" braucht die Therapie.
Ohne geht's nicht oder nur sehr selten.
Ein weiter Weg.
Ohne seine ausdrückliche Bereitwilligkeit sich auf eine Therapie einzulassen, ein echt sinnloses Unterfangen.
Ist er nicht schon weit genug "unten",
das heißt:
gesundheitlich ist der Betroffene schon so dermaßen angeschlagen,
dass die Phasen ohne Alkohol schier unerträglich werden,
der Körper zurück schlägt mit Durchfall,
Magenschmerzen, Schwindelanfällen,
Wahnvorstellungen und rasenden Angstzuständen...,
heißt es: Abwarten.
Hast du viel Zeit?
Dann warte mit ihm ab.
Sieh ihm zu beim Saufen.
Begleite sein "Sterben auf Raten".
Das ist es - nicht mehr und nicht weniger.
Bis sie kurz davor sind.
Dann kommt der "weiße Engel" vorbei
und zeigt ihnen im Delirium die rote Karte!
Das kalte Grauen erfasst sie.
Der Punkt der Umkehr?
Oder die Entscheidung für den Suff und damit für den Tod?
Zu Dramatisch? Nein. Einfach Realistisch!
Die Entscheidung liegt bei Dir.
Bleiben und mit ansehen?
Oder einfach gehen und selbst leben.
Manche hören nämlich nie auf.
Sie saufen bis zum bitteren Ende.
Denen, die bleiben wollen,
wünsche ich viel Geduld und viel Zeit und...
...viel Glück!
Eure M.T. Marquart
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