Dienstag, 23. Oktober 2018

Unsere Kinder sind verletzlich!

                Simone Hainz  / pixelio.de           

                      
Leider kommt es sehr oft vor, dass wir in unserer Beziehung (kann auch Ehe meinen) selbst keinen Blick mehr dafür haben, wenn unsere Kinder unter dem Alkoholiker-Zuhause leiden.
Dies geschieht nicht aus Nachlässigkeit, sondern weil das Problem mit dem trinkenden Partner (kann auch Ehemann meinen) so groß und so mächtig geworden ist, dass wir eine Art "Tunnelblick" bekommen und die Kinder "so nebenbei" mitlaufen.

Unser Bestreben, unbedingt die Familie als Einheit zu erhalten und zu schützen und die fehlende Harmonie wieder herzustellen, lässt uns sich zu sehr auf den Alkoholiker fokussieren und wir vergessen, dass die Kinder uns mindestens genauso brauchen und uns vermissen, während wir uns ständig nur mit der Kontrolle des Partners beschäftigen. All dies überfordert uns. Ganz klar. Wir wollen es uns aber nicht eingestehen, glauben vielleicht sogar, alles gut im Griff zu haben und verlieren dabei den Blick fürs Wesentliche. Damit sind nicht zwangsläufig eine körperliche Vernachlässigung oder etwa schlechte Versorgung der Kleinen gemeint, sondern vielmehr die mangelhafte seelische und gefühlsmäßige Betreuung, die bei alldem zu kurz kommt.

Wir haben vor lauter Sorgen wegen des Alkoholmissbrauchs unseres Partners zu wenig Zeit für unsere Kinder. Und falls doch, können wir uns vielleicht auch nicht richtig auf sie einstellen, sind unkonzentriert und lauern mit einem Auge schon wieder auf die Uhr in Erwartung des "Problemfalls" in der Familie, der möglicherweise bald heimkommt oder sich schon wieder mal verspätet hat. Die sorgenvollen Gedanken, "wie" er wohl wieder heimkommt in wieviel er schon wieder intus haben könnte, beschäftigen uns voll und ganz.

Kinder spüren dass sehr wohl und fühlen genau, dass die Mama nicht bei der Sache ist. Sie können ja nicht wissen, warum die Mama sich grade so "komisch" verhält und als Folge davon bekommen sie Schuldgefühle, gleichzeitig wollen sie aber der Mama ganz nah sein, haben Sehnsucht nach ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit. Dieser Zwiespalt lässt Kinder alleine zurück. Niemand versteht das sofort, denn sie können ja nicht darüber sprechen. Und weil sie das nicht tun, verfallen wir dem Irrtum, alles wäre in bester Ordnung.

Der Zwang, das Verhalten des trinkenden Partners (kann auch Partnerin meinen) wirkt sich so dermaßen störend auf das normale Familienleben aus, dass die nicht trinkenden Elternteile sich ständig auf den Alkoholiker konzentrieren, um die Gesamtsituation einfach nicht noch mehr eskalieren zu lassen.

Folge davon: Kinder fühlen sich bald vernachlässigt und alleine gelassen. Das sehr oft von lautem und heftigem Streit geprägte Alltagsleben innerhalb der Familie löst bei Kindern, und gerade auch schon bei kleineren Kindern, große Ängste und kindliche Verzweiflung aus, denn sie wissen ja nicht, worum es hier geht. Ganz schlimm werden hierbei nächtliche Streitszenen erlebt. Nachts ist alles viel furchterregender! Das wissen wir doch in Erinnerung aus unseren eigenen Kindertagen.

Oftmals verfallen Kinder der irrigen Annahme, dass womöglich sie selbst der Auslöser für die Streitigkeiten sind, vor allem dann, weil Alkoholiker die vermeintlich "schlechte Erziehung" der Kinder gerne als Streitargument missbrauchen und es nicht selten vorkommt, dass die Kinder das unbeabsichtigt aufschnappen und falsch verstehen. Schon sehen sie sich selbst als Grund für die Streitereien und das treibt sie in eine ausweglose Situation. Am liebsten würden sie sich verstecken oder davon laufen.

Bitte sprich oft mit Deinen Kindern, wenn es Streit in der Familie gegeben hat
und sage ihnen immer wieder, dass sie keine Schuld daran haben, wenn Mama mit Papa gestritten haben. Versuche ihnen zu erklären, dass Papa leider oft zu viel trinkt und er dann manchmal nicht mehr weiß, was er sagt. Daran ist der Alkohol schuld. Dabei kann es sein, dass Du und er lauter sprecht, als ihr es eigentlich möchtet. 
Das das nicht schön ist, und dass sowas Angst machen kann, verstehst du gut, erkläre ihnen. Aber es ist auch sehr wichtig, ihnen zu sagen, dass Du immer für sie da bist und sie niemals alleine sind und vor allem:
Dass es nichts mit ihnen oder ihrem Verhalten zu tun hat!
Dass Du sie lieb hast, wirst Du ihnen ohnehin ständig sagen...

Wichtig: Bitte begebe Dich recht bald in Suchtberatung für Angehörige in einer Sozialstation und gehe 1 x wöchentlich in eine Selbsthilfegruppe!


Wenn Du ernsthaft Hilfe suchst, wirst Du sie auch erhalten! Glaube nicht, dass Du das alles locker alleine auf die Reihe kriegst!
Leider ist oftmals das Gegenteil der Fall, ohne dass wir es merken.

Es ist wichtig, dass Du weißt, wo Du stehst in Deiner von Alkohol belasteten Beziehung. Kinder, auch schon Babys, nehmen schneller bleibenden Schaden, als wir es für möglich halten. Ihre kleinen Seelen sind sehr verletzlich. Bitte sorge dafür, dass es bei Deinen Kindern erst gar nicht so weit kommen muss!

Überlege Dir genau, ob Deine Beziehung noch eine Chance hat und ob Dein Partner bei mangelnder Einsicht es wert ist. Deine Kinder sind Dir sicher näher als ein Partner, der auf lange Sicht nicht einsehen will, dass er zu viel trinkt.

Im Zweifelsfalle muss die Entscheidung immer FÜR DIE KINDER lauten.
Sie sind hilflos und auf Dich angewiesen. Wer, wenn nicht Du, kann sie schützen und ihnen ein Leben ohne Streit und Chaos in der Familie sicher stellen?

Lieber im Zweifelsfalle die Trennung herbeiführen, als Kinder all dem auf Dauer aussetzen.

Viel Kraft wünscht Dir,

M.T. Marquart





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